Ruth Wolf-Rehfeldt
Nichts Neues
11.2.–7.5.2023
DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam zeigt im Frühjahr 2023 die Retrospektive Nichts Neues, die sich der Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt (*1932 in Wurzen) und ihrem künstlerischen Lebenswerk zwischen 1960 und 1990 widmet. Die Ausstellung untersucht Wolf-Rehfeldts Typewritings, Druckgrafiken, Collagen und Gemälde in drei thematischen Episoden, die neue Perspektiven auf das Gesamtwerk der Künstlerin eröffnen.
Die erste Episode »Viele Offene Fragen« konzentriert sich auf das Aufspüren und Überwinden physischer, kognitiver und systemischer Grenzen. »Ob die Natur sich nicht übernahm, als sie sich den Menschen leistete« ist die Ausgangsfrage der zweiten Episode. Die Themen Umweltzerstörung, Umweltschutz und das Verhältnis von Mensch und Natur finden sich immer wieder im Werk der Künstlerin. Darüber hinaus setzte sie sich intensiv mit weiteren gesellschaftsrelevanten Themen wie Informationstechnologien, Feminismus, Zwischenmenschlichkeit und den Auswirkungen des Kalten Krieges auseinander. Die letzte Episode stellt die Frage »Wo stehen Sie?« und lädt dazu ein, die eigenen Standpunkte und Überzeugungen zu reflektieren.
Bereits in den frühen 1960er-Jahren schrieb Wolf-Rehfeldt erste Gedichte und schuf als Autodidaktin Pastelle, Zeichnungen und Gemälde. Ihren Schreibmaschinengrafiken, die sie selbst »Typewritings« nannte, ging eine langjährige und intensive Auseinandersetzung mit Bild, Schrift und Sprache voraus. Ruth Wolf-Rehfeldts erste Typewritings entstanden 1972. Die Schreibmaschine wurde zu ihrem künstlerischen Produktionsmittel. Sie experimentierte mit der Bildwerdung von Sprache und legte den Grundstein für ihre konkrete Poesie. In einem Manuskript mit dem Titel Signs Fiction erklärte die Künstlerin, wie bereits vorhandene Zeichen für sie zu Bausteinen von fiktiven Zeichen wurden, indem sie den Wörtern und alphabetischen Symbolen neue Bedeutung verlieh. Die Eigenschaften des Alphabets wurden zum Material ihrer visuellen Kompositionen. So verwendete Wolf-Rehfeldt sprachliche Zeichen jenseits ihrer linguistischen Bedeutung und entwickelte in ihren Typewritings sukzessive eine eigenständige Formsprache.
Ruth Wolf-Rehfeldt war mit einem großen Netzwerk von internationalen Künstler:innen verbunden, das als Mail-Art-Bewegungbekannt ist. Sie und ihr Partner Robert Rehfeldt waren in der DDR Pioniere dieser Form des künstlerischen Austauschs, die eine unzensierte Zirkulation von Kunst und Ideen ermöglichte. Nach dem Fall der Berliner Mauer stellte Wolf-Rehfeldt ihr künstlerisches Schaffen vollständig ein, da sie die Funktion der Kunstproduktion und -verbreitung durch die neu gewonnene Freiheit grundlegend verändert sah.
Die Ausstellung wird von Paola Malavassi und Marie Gerbaulet kuratiert.
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