DAS MINSK ermöglicht Dialoge zwischen Kunst und Geschichte
Das ehemalige Terrassenrestaurant »Minsk«
Im modernistischen Stil der DDR entstand von 1971 bis 1977 auf dem Brauhausberg in Potsdam das ehemalige Terrassenrestaurant »Minsk« nach einem Entwurf der Architekten Karl-Heinz Birkholz und Wolfgang Müller.
Bereits 1962 wurde die Bebauung des Areals am Brauhausberg mit einer Schwimmhalle und einer Gaststätte geplant, verbunden durch eine Terrassenanlage mit Brunnen. Dass das sogenannte »Brauhausberg Ensemble« erst viele Jahre später fertiggestellt wurde, ist zum einen auf die erst 1967 erfolgte Enttrümmerung des Gebiets, zum anderen aber auch auf finanzielle Engpässe im Volkswirtschaftsplan der Stadt Potsdam und Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung zurückzuführen. So berichtete etwa der Architekt Karl-Heinz Birkholz in einem Interview,[1] dass unter anderem der für den Bau vorgesehene Stahl für die Fertigstellung des Palasts der Republik in Berlin genutzt wurde.
Im Jahr 1971 wurde die Schwimmhalle eröffnet. Bis zum Bauabschluss der Gaststätte sollten jedoch noch sechs weitere Jahre vergehen. 1977 konnte das Terrassenrestaurant »Minsk« schließlich als belarusische Folkloregaststätte unter Mitwirkung von Minsker Künstler:innen und Architekt:innen fertiggestellt werden. Im Gegenzug hatte die Stadt Minsk bereits 1971 das Restaurant »Potsdam« eröffnet. Die partnerschaftliche Namensgebung geht zurück auf den bereits seit 1968 bestehenden Austausch zwischen den beiden Städten.[2]
Das »Minsk« war zu DDR-Zeiten als Freizeitort und Ausflugsziel sehr beliebt. Das Restaurant war ein Ort, an dem die Gäste zusammenkamen, redeten, feierten und tanzten. Nach der Wende und Schließung des Restaurants Mitte der 1990er-Jahre wurde das Gebäude zusehends vernachlässigt, zuletzt schien die Ruine dem Abriss geweiht. Es waren die Potsdamer Bürger:innen, die aktiv dazu beitrugen, die Abrisspläne zu verhindern. 2019 erwarb die Hasso Plattner Foundation das Gebäude, um es zu sanieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Aus dem alten »Minsk« wurde so DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam.
Im Inneren des Gebäudes finden sich Reminiszenzen an das alte »Minsk«, wie die große Wendeltreppe und der abgerundete Bartresen am originalen Ort, aber in neuem Gewand: Die Innengestaltung von Foyer und Bar wurde vom Architekturbüro Linearama aus Genua und Valter Scelsi in Zusammenarbeit mit den Hedwig Bollhagen Werkstätten im brandenburgischen Marwitz realisiert.
[1] Vgl. Jörg Fröhlich und Luise Fröhlich, Das Potsdamer Terrassenrestaurant »Minsk« und der Brauhausberg im Wandel der Zeit (1970–2015), Norderstedt 2015, S. 59.
[2] Vgl. Thomas Wernicke, »Minsk – Potsdam. Zwei Städte, zwei Restaurants und die ›deutsch-sowjetische Freundschaft‹«, in: Mitteilungen des Vereins für Kultur und Geschichte Potsdams, 23, hrsg. vom Vorstand der Studiengemeinschaft Sanssouci e. V., Potsdam 2018, S. 7–32, hier S. 9–28.