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Zeiten

ZEITEN ist eine dynamische Plattform zur Geschichte des Terrassenrestaurants »Minsk«. Trotz unterschiedlicher Nutzung lassen sich zwischen der damaligen Gaststätte und dem heutigen MINSK Kunsthaus in Potsdam durchaus Parallelen ziehen: DAS MINSK bleibt ein Ort der Begegnung – zwischen Menschen und mit der Kunst. Ein Schwerpunkt des Hauses liegt auf der Begegnung mit Kunst aus der ehemaligen DDR und zeitgenössischer Kunst.
ZEITEN beschäftigt sich mit der Historie des Gebäudes und bereitet sie auf, um sie für die Zukunft zu erhalten. So wird nicht nur das Gebäude als architektonische Hülle erhalten, sondern auch das dort Erlebte festgehalten und zugänglich gemacht.
Den Auftakt bildet eine Audiocollage, für die sich die Kulturjournalistin und Dokumentarfilmregisseurin Sylvie Kürsten gemeinsam mit Zeitzeug:innen des alten »Minsk« auf eine Zeitreise durch das ehemalige Terrassenrestaurant begeben hat. Eine wachsende Bildergalerie zeigt das Haus zudem zu unterschiedlichen Zeiten seiner Geschichte.
ZEITEN wird in unterschiedlichen Darstellungsformen fortgesetzt. So wird ZEITEN neben Stimmen von Zeitzeug:innen des alten „Minsk“ künftig auch künstlerische Interventionen umfassen, die sich mit der Geschichte des Hauses auseinandersetzen.
Treppenaufgang im Minsk

Treppenaufgang im »Minsk«, o.J. © Foto: Andreas Klaer, Courtesy PNN

Treppenaufgang im MINSK

Treppenaufgang im MINSK, 2023 © Foto: Ladislav Zajac, Courtesy DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam

Über eine große freistehende Treppe im Foyer gelangten die Besucher:innen in den Gastraum des Terrassenrestaurants »Minsk« . Die Wand hinter dem Aufgang war zu DDR-Zeiten mit einem Wandteppich versehen, auf dem das Minsker Stadtbild in stilisierter Form zu erkennen war. Die Zeitzeugin Regine Rüss erinnert sich noch gut daran, wie sie vor dieser Treppe in der Schlange stand:
»Also wenn man zum ›Minsk‹ hochkam, war das ja so, dass erstmal im Erdgeschoss eine Garderobe war, wenn ich mich recht entsinne, und vor der Treppe, die nach oben führte, da war eine Kette, da ging’s erstmal nicht durch. Das heißt, man musste sich anmelden, man musste Eintritt zahlen, wenn man überhaupt einen Platz bekam – man wurde ja platziert. Und irgendwann kam dann jemand und holte einen an dieser Kette ab und führte einen nach oben zu dem Platz, den der Kellner oder die Kellnerin dann bestimmte.«
Eine ähnliche Treppe befindet sich auch heute wieder im MINSK Kunsthaus in Potsdam; die Wand ist nun allerdings mit Fliesen der HB-Werkstätten für Keramik in Marwitz geschmückt. Die Wandfliesen der Serie »Dynamo« wurden ursprünglich für das zwischen 1955 und 1959 entstandene Dynamo Sportforum in Berlin entworfen (1). In Potsdam sind die Arbeiten der Keramikerin Hedwig Bollhagen, die die Werkstätten im Jahr 1934 gemeinsam mit Heinrich Schild gründete, an verschiedenen Orten zu sehen. So fertigte sie beispielsweise 1973 Garten-Freiraumteiler für die Freundschaftsinsel. Auch verschiedene Pflanzschalen für den Park Sanssouci sowie Formsteine für die Umfassungsmauer der Römischen Bäder wurden zwischen 1964 und 1969 von Bollhagen hergestellt (2). Die Wandfliesen im MINSK begleiten die Besucher:innen heute auf ihrem Weg in die Ausstellungsräume im oberen Geschoss sowie ins Café oder auf die Terrasse.

 

Quellen:
(1) Christiane Weidner (Hg.) (2012): Hedwig Bollhagen. Baukeramik und Baudenkmalpflege. Schriften der Hedwig Bollhagen Gesellschaft, Heft 2, Potsdam: Selbstverlag, S. 18-19.
(2) Gorka-Reimus, Gudrun (Hg.) (2008): Hedwig Bollhagen. Ein Leben für die Keramik. Eine Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zum 100. Geburtstag der Künstlerin in Kooperation mit der Hedwig-Bollhagen-Stiftung, 22. Juni 2007 - 23. Januar 2008. Bonn: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, S. 126-145.
Terrasse des Minsk mit Tischen und Stühlen

Terrasse des »Minsk« mit Tischen und Stühlen, o.J. © Foto: Heidemarie Milkert, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam/Dokumentation Stadtent-wicklung / Wohnungsbaukombinat

Terrasse des MINSK

Terrasse des MINSK mit Tischen und Stühlen, 2023 © Foto: Ladislav Zajac, Courtesy DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam

Wer im »Minsk« zu Gast war, konnte einen einmaligen Ausblick über die Potsdamer Innenstadt genießen. Durch die großen Glasfenster des Gastraums oder auf der an die Bar angrenzenden Terrasse konnte man zu DDR-Zeiten das Interhotel, die Nikolaikirche, die Freundschaftsinsel und viele weitere Gebäude und Orte sehen. Der Potsdamer Fotograf Jürgen Strauss, der 2004 das FotobuchPotsdam in Portraits veröffentlichte, wählte das Restaurant deshalb als Ort für die Vorgespräche mit seinen Modellen aus. Zwar stammten sie alle aus Potsdam, waren zu großen Teilen jedoch lange nicht mehr in der Stadt gewesen.
»Genau das ist so schön gewesen, dass man an diesem Ort mitten in der Stadtlandschaft gesessen hat, von oben auf die Stadtlandschaft geschaut hat. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie die Menschen dann oftmals den Blick schweifen ließen, über die Stadt, und dann so beiläufig mit mir redeten. Das ›Minsk‹ war ein Anschubser für die Erinnerungen an Potsdam. Man konnte in die Stadt gucken, ohne verbauten Blick. Das war wirklich etwas Einzigartiges.«
Obwohl die zuletzt entstandenen Bauten den freien Blick über die Stadt zum Teil verstellen, lassen sich vom MINSK Kunsthaus in Potsdam aus auch heute noch Fixpunkte erkennen: Weiterhin sind beispielsweise das ehemalige Interhotel, heute Hotel Mercure, und die Nikolaikirche zu sehen. Das Institut für Lehrerbildung am Alten Markt, in dem zuletzt die Fachhochschule Potsdam unterkam, wurde abgerissen, das Potsdamer Stadtschloss hingegen wieder aufgebaut. Hier tagt nun der Brandenburger Landtag. Nach wie vor ist der Blick aus dem MINSK Kunsthaus im sonst so ebenen Potsdam etwas Einzigartiges.
Blick auf das Ensemble auf dem Brauhausberg

Blick auf das Ensemble auf dem Brauhausberg mit der Schwimmhalle, dem »Minsk« und der SED-Bezirksleitung (v.r.n.l.), o. J. © Foto: Jacoby, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam / Dokumentation Stadtentwicklung / Bauakademie der Deutschen Demokratischen Republik, Institut für Städtebau

Brauhausbergensemble mit den Kaskaden

Brauhausbergensemble mit den Kaskaden, angepasst an die Hanglage, auf einer Postkarte, 1979 © Foto: BEBUG / Bild und Heimat, Berlin, Courtesy Verlag Bild und Heimat, Florian Legner

Treppenaufgang zur SED-Bezirksleitung hinter dem Minsk

Treppenaufgang zur SED-Bezirksleitung hinter dem »Minsk«, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Gebäuderückansicht

Gebäuderückansicht, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

 

Vorderansicht des alten

Vorderansicht mit dem roten Backstein und dem Mosaikband über dem Eingang des »Minsk«, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Eingang des

Eingang mit Rosette, die dem Minsker Stadttor nachempfunden ist, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Schwarz-weiß-Foto vom Innenraum der ehemaligen Gaststätte Minsk mit eingedeckten Tischen aber noch ohne Gäste. Breite Holzpaneele und Holzgestaltungen zieren die Wand.

Gastraum mit Mooreichenpaneelen, o. J. © Foto: Heidemarie Milkert, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam / Dokumentation Stadtentwicklung / Wohnungsbaukombinat 

Kellnerinnen bei einer Feier im Gastraum

Kellnerinnen bei einer Feier im Gastraum, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Gastraum

Gastraum, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Bierstube im Erdgeschoss

Bierstube im Erdgeschoss, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Schwarz-weiß-Foto des Gastraums des ehemaligen Minsk mit eingedeckten Tischen aber noch leeren Polsterstühlen. Hohe Fenster eröffnen einen weiten Blick über Potsdam.

Gastraum mit Panorama-Blick über Potsdam, o. J. © Foto: Heidemarie Milkert, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam / Dokumentation Stadtentwicklung / Wohnungsbaukombinat 

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte 

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt Richtung »Interhotel« und Nikolaikirche, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte 

Blick auf den Eingang des »Minsk«

Blick auf den Eingang des »Minsk« zur Zeit des Leerstands, o. J. © Foto und Courtesy: Peter Michael Brauers

Blick auf die Rückseite des »Minsk«

Blick auf die Rückseite des »Minsk« zu Zeit des Leerstands, o. J. © Foto und Courtesy: Peter Michael Brauers

Blick auf die Treppe im Eingangsbereich des »Minsk«

Blick auf die Treppe im Eingangsbereich des »Minsk« zur Zeit des Leerstands, o. J. © Foto und Courtesy: René Minolla

Blick auf das Ensemble auf dem Brauhausberg

Blick auf das Ensemble auf dem Brauhausberg mit der Schwimmhalle, dem »Minsk« und der SED-Bezirksleitung (v.r.n.l.), o. J. © Foto: Jacoby, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam / Dokumentation Stadtentwicklung / Bauakademie der Deutschen Demokratischen Republik, Institut für Städtebau

Brauhausbergensemble mit den Kaskaden

Brauhausbergensemble mit den Kaskaden, angepasst an die Hanglage, auf einer Postkarte, 1979 © Foto: BEBUG / Bild und Heimat, Berlin, Courtesy Verlag Bild und Heimat, Florian Legner

Treppenaufgang zur SED-Bezirksleitung hinter dem Minsk

Treppenaufgang zur SED-Bezirksleitung hinter dem »Minsk«, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Gebäuderückansicht

Gebäuderückansicht, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

 

Vorderansicht des alten

Vorderansicht mit dem roten Backstein und dem Mosaikband über dem Eingang des »Minsk«, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Eingang des

Eingang mit Rosette, die dem Minsker Stadttor nachempfunden ist, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Schwarz-weiß-Foto vom Innenraum der ehemaligen Gaststätte Minsk mit eingedeckten Tischen aber noch ohne Gäste. Breite Holzpaneele und Holzgestaltungen zieren die Wand.

Gastraum mit Mooreichenpaneelen, o. J. © Foto: Heidemarie Milkert, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam / Dokumentation Stadtentwicklung / Wohnungsbaukombinat 

Kellnerinnen bei einer Feier im Gastraum

Kellnerinnen bei einer Feier im Gastraum, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Gastraum

Gastraum, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Bierstube im Erdgeschoss

Bierstube im Erdgeschoss, 1990er Jahre © Foto und Courtesy: Rolf Wienecke

Schwarz-weiß-Foto des Gastraums des ehemaligen Minsk mit eingedeckten Tischen aber noch leeren Polsterstühlen. Hohe Fenster eröffnen einen weiten Blick über Potsdam.

Gastraum mit Panorama-Blick über Potsdam, o. J. © Foto: Heidemarie Milkert, Courtesy Landeshauptstadt Potsdam / Dokumentation Stadtentwicklung / Wohnungsbaukombinat 

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte 

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt

Blick vom Eingang in die Potsdamer Innenstadt Richtung »Interhotel« und Nikolaikirche, 1980 © Foto: Heinz Gerard, Courtesy Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte 

Blick auf den Eingang des »Minsk«

Blick auf den Eingang des »Minsk« zur Zeit des Leerstands, o. J. © Foto und Courtesy: Peter Michael Brauers

Blick auf die Rückseite des »Minsk«

Blick auf die Rückseite des »Minsk« zu Zeit des Leerstands, o. J. © Foto und Courtesy: Peter Michael Brauers

Blick auf die Treppe im Eingangsbereich des »Minsk«

Blick auf die Treppe im Eingangsbereich des »Minsk« zur Zeit des Leerstands, o. J. © Foto und Courtesy: René Minolla

Projektteam ZEITEN

Idee und Konzept: Aïcha Diallo, Paola Malavassi
Projektteam: Ulrike Techert, Daniel Milnes, Luisa Bachmann, Judith Wildhagen, Charlotte Verleih
Kommunikation: Natanja von Stosch, Josefine Weiß, Margarita Hermann, Simon Spannig

Ausgangspunkt für das Projekt ZEITEN war das Audiofeature „mein minsk – gebaut. geliebt. vergessen?“, produziert von Julius Deckelmann, Charlotte Verleih, Judith Wildhagen und Ivana-Elena Wirtz, entstanden als Projektarbeit an der Fachhochschule Potsdam, 2019.

Audiocollage

Idee und Realisierung: Sylvie Kürsten
Text und Redaktion: Sylvie Kürsten
Übersetzung: Jesi Khadivi
Lektorat deutsch: Johanna Schindler
Lektorat englisch: Aaron Bogart
Komposition: Fabian Russ, Orchestronik, Leipzig
Sounddesign: Michael Kube, Mainland Media Berlin
Sprecherin deutsch: Sylvie Kürsten
Sprecher:innen englisch: Ian Dickinson, Sylvie Kürsten, Nicola Ranson
Zeitzeug:innen in der Reihe ihres Auftretens: Annegret Rutenberg (ehem. Kellnerin im Terrassenrestaurant »Minsk«), Luise Fröhlich (Autorin des Buchs Das Potsdamer Terrassenrestaurant »Minsk« und der Brauhausberg im Wandel der Zeit 1970-2015), Regine Rüss (ehem. Besucherin des Terrassenrestaurant »Minsk«), Jörg Fröhlich (ehem. Stammgast im Terrassenrestaurant »Minsk«, Autor des Buchs Das Potsdamer Terrassenrestaurant »Minsk« und der Brauhausberg im Wandel der Zeit 1970-2015), Jürgen Strauss (ehem. Besucher des Terrassenrestaurant »Minsk«), Karl-Heinz Birkholz (Architekt des Terrassenrestaurant »Minsk«), Karin Schnoor (ehem. Besucherin des Terrassenrestaurant »Minsk«), Peggy Colditz (ehem. Kellnerin im Terrassenrestaurant »Minsk«), Rolf Wienecke (ehem. Leiter Terrassenrestaurant »Minsk«), Dieter Hinze (ehem. DJ im Terrassenrestaurant »Minsk«), Christian Rüss (ehem. Besucher des Terrassenrestaurant »Minsk«)

Musiknachweise

•    „Dolia,” OMFO, K/T: Traditional, Essay Recordings LC 13406 
•    „Neobiknovenije Glaza,” OMFO, K/T: Traditional, Arr: German Popov, Essay Recordings LC 13406
•    „Lipsi Nr. 1,” RTO Leipzig, K: René Dubianski, Amiga 5 50 063.