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Ruth Wolf-Rehfeldt
Cagy Being (Käfigwesen) 3

Foto einer großformatigen, farbigen Fliesenarbeit auf einer kleinen Terrasse des MINSK. Fünf Wesen sind stark vereinfacht gestaltet. Auf kantigen Körpern sitzen abwechselnd runde und eckige Köpfe.

»›Tippe Deine eigene Kunst‹ lautet heute meine Aufforderung, als eine von zahllosen Möglichkeiten künstlerischer Betätigung zum Zwecke von Bewußtseinsbildung und Realitätsveränderung.« 

Ruth Wolf-Rehfeldt, aus ihrem Text Signs Fiction

Am Treppenaufgang des MINSK zum Brauhausberg ist das Werk Cagy Being (Käfigwesen) 3 von Ruth Wolf-Rehfeldt installiert. Die großflächige Wandarbeit aus Fliesen wurde 1989 für eine Kindertagesstätte geplant, nach dem Fall der Mauer jedoch nicht mehr realisiert. Nun, 30 Jahre später, ist diese bedeutende Arbeit, die fünf Kinder in geometrisch abstrakter Form darstellt, erstmalig zu sehen. 

Bereits in frühen »Typewritings« visualisierte die Künstlerin durch den Einsatz von Satzzeichen, Sonderzeichen und Buchstaben mittels ihrer Schreibmaschine Formen wie »Kuben«, »Kästen« und »Käfige« auf Papier. Ineinander verzahnt, überlagert und aufeinander aufbauend entstanden aus diesen Zeichenformen zahlreiche Figurationen mit dem Titel Käfigwesen – eigenständige, fiktive (Zeichen)-Wesen. Beim Titel spielt Ruth Wolf-Rehfeldt mit der Mehrdeutigkeit von Sprache. Indem sie »Käfig« und »Wesen« miteinander kombiniert, löst sie die Wörter auf subversive und humorvolle Weise von ihrer ursprünglichen Bedeutung.

Mit der nun am MINSK installierten Wandarbeit Cagy Being (Käfigwesen) 3 werden die Figurationen vom Papier auf die Wand übertragen. Die Figuren widersetzen sich einer einfachen Deutung. Es geht um geschlossene und offene Räume und Systeme und darum, wie Grenzen und Einschränkungen ausgetestet und überwunden werden können. Die Behandlung solcher Themen erfordert, damals wie heute, Haltung und macht die Aktualität von Wolf-Rehfeldts Werk aus. 

Die Installation kündigt die umfangreiche Retrospektive der Künstlerin Ruth Wolf-Rehfeldt im MINSK Kunsthaus in Potsdam Anfang 2023 an. Die 1932 in Wurzen geborene Künstlerin gilt als Pionierin der »Mail Art« in der ehemaligen DDR, ihr Werk umfasst »Typewritings«, Druckgrafiken, Collagen sowie Gemälde. Nach dem Fall der Berliner Mauer hörte Wolf-Rehfeldt auf, künstlerisch zu arbeiten. Im November 2022 wird ihr Werk wird mit dem Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin ausgezeichnet.

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