Die Normalisierung der Moderne – Sind aus Neubauten nicht längst Altbauten geworden? SITZPLATZ BUCHEN
Keynote Vortrag von Wolfgang Kil
Do, 29. Januar 2026
19 UHR
Zum Ende der Ausstellung Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau gibt der Architekturkritiker und Publizist Wolfgang Kil einen weiteren Einblick in aktuelle Diskurse: Was können seriell produzierte Neubausiedlungen für die Stadt bedeuten? Für wen sind sie wichtig? Wie kann man sie fit machen für eine – wie auch immer aussehende – Zukunft?
Für den Architekturkritiker sind diese Fragen bereits falsch formuliert, denn sie unterstellen, dass es sich bei dieser, für Gesellschaftsbilder der Moderne entwickelten, Wohnumwelt um eine besonders problematische Art von Stadt handelt, die auf bestimmte Bewohner:innengruppen zugeschnitten ist. Zielführender wäre es hingegen, die Großsiedlungen als »ganz normale« Stadt zu betrachten und der Neubauwelt diese Normalisierung nicht zur verwehren. Dazu müssten ihre spezifischen Qualitäten erkannt und gepflegt, funktionale Defizite durch Umnutzung ausgeglichen werden. Der Umbau von Wohnungen in der »Platte« gehört längst zur Routine, die Begrenztheit von Energie und Ressourcen lässt auch keine andere Wahl. »Stadtwerdung« erfordert also vor allem eins: Zeit. Auch die Gründerzeitviertel mit ihren einst so geschmähten Mietskasernen haben mehr als achtzig Jahre gebraucht, bis sie zu den gefragtesten Wohnlagen unserer Tage wurden.
Eintritt frei.
Markus Draper, Neubrandenburg, Traberallee, Detail, 2015. Privatsammlung Köln, © Markus Draper, Foto: Hans-Georg Gaul
Markus Draper, Neubrandenburg, Traberallee, Detail, 2015. Privatsammlung Köln, © Markus Draper, Foto: Hans-Georg Gaul