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Eine literarische Reihe begleitend zur Ausstellung
Begleitend zur aktuellen Ausstellung Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau finden monatlich Lesungen statt, die zu einer literarischen Auseinandersetzung mit Architektur, Plattenbauten der DDR und ihrer kritischen Reflexion in der Gegenwart einladen.
Anknüpfend an die Frage der Ausstellung, wie die ostdeutschen Plattenbau-Siedlungen in der Kunst verhandelt werden, geben Autor:innen literarische Impulse, erkunden neue Narrative und setzen die Erzählungen über das Leben in Plattenbauten der DDR in einen aktuellen Kontext.
Renommierte Autor:innen wie Katja Oskamp, Florentine Anders, Hendrik Bolz und Grit Lemke stellen auf vielfältige Weise ihre Bücher vor.
Die von Maria-Christina Piwowarski moderierten Lesungen finden monatlich im Café Hedwig oder im Foyer des MINSK statt. Im Veranstaltungsticket ist ein Ausstellungsbesuch ab 17 Uhr enthalten.
Termine:
18. September 2025, 19 Uhr
Katja Oskamp, Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin, 2019, Hanser Berlin
17. Oktober 2025, 19 Uhr
Florentine Anders, Die Allee, 2025, Verlag Kiepenheuer & Witsch
20. November 2025, 19 Uhr
Hendrik Bolz Nullerjahre. Jugend in blühenden Landschaften, 2022, Verlag Kiepenheuer & Witsch
10. Dezember 2025, 19 Uhr
Grit Lemke Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror, 2021, Suhrkamp
Florentine Anders © Galiani Berlin
17. Oktober 2025, 19 Uhr
Florentine Anders, Die Allee, 2025, Verlag Kiepenheuer & Witsch
Hermann Henselmann gehört zu den bedeutsamsten Architekten der DDR, der unter anderem die Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) und den Fernsehturm Ost-Berlins entwarf. Als Chefarchitekt des Ost-Berliner Magistrats prägte sein Wirken die Architektur und den Städtebau in der DDR der 1950er und 1960er Jahre.
Seine Enkelin Florentine Anders erzählt in ihrem Roman Die Allee die faszinierende Geschichte ihrer Familie vor dem Hintergrund sozialistischer Architekturgeschichte.
Der charismatische, von den Ideen des Bauhauses und der Avantgarde durchdrungene Idealist Hermann Henselmann, steigt nach dem Krieg zum Chefarchitekten Ost-Berlins auf und soll dort in Konkurrenz zu den West-Berlinern um Scharoun & Co. treten soll. Der Preis: Ständig muss er lavieren und manchmal auch zu Kreuze kriechen, um wenigstens die Grundlagen seiner modernistischen Ideen vor den starren Vorstellungen der Politführung zu retten. Und da ist vor allem Henselmanns Frau Irene (Isi), hochbegabt, die auch als Architektin arbeiten will, aber mit einer auf acht Kinder anwachsenden Familie zu kämpfen hat, ständig die Scherben aufkehren muss, die ihr Mann hinterlässt, und sich zunehmend selbst emanzipiert. Die Tochter Isa entzieht sich der Kontrolle des cholerischen Vaters und sucht ihren eigenen Weg. (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
Der hochgelobte Roman ist Architektur, Zeit- und Familiengeschichte in einem und gehört zu den starken DDR-Aufbereitungen der jüngeren Zeit. Florentine Anders beschreibt anschaulich, wie groß die Spannung zwischen sozialistischer Utopie und beengender realsozialistischer Wirklichkeit war.
Im Café Hedwig liest die Autorin an diesem Abend aus ihrem Buch und spricht gemeinsam mit Maria-Christina Piwowarski über die komplexe Welt der Architektur, die Geschichte einer Emanzipation und über die Entstehung ihres Romans.
Kurzbiografie Maria-Christina Piwowarski
Maria-Christina Piwowarski ist 1982 in Haldensleben geboren und in einem kleinen Dorf in der Magdeburger Börde aufgewachsen. Sie ist gelernte Buchhändlerin und hat zuletzt die Berliner Buchhandlung ocelot geleitet. Sie betreibt zusammen mit Ludwig Lohmann seit 2019 den blauschwarzberlin Literaturpodcast, der seit Herbst als Livestream aus der Stabi-Berlin gesendet wird. Sie moderiert Lesungen und Veranstaltungen im Kulturbetrieb und schreibt. Im Herbst 2024 erschien die von ihr herausgegebene Anthologie Und ich — 20 Geschichten von Wendepunkten des Lebens.
Maria-Christina Piwowarski © Andreas Schmidt