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Schirin Kretschmann
BING (ROSE)
ab dem 28.11.2025

Auf der südlichen Terrasse des MINSK realisiert die Künstlerin Schirin Kretschmann die temporäre Arbeit BING (ROSE). Die seit 2007 in verschiedenen Kontexten entwickelte Werkreihe BING nutzt Eis und Farbe, um Orte temporär zu markieren und lässt dadurch hervortreten, was am Ort selbst schon eingeschrieben ist. Ein quaderförmiges Volumen aus industriell zugeschnittenen Eisblöcken wird vor Ort mit leuchtend rosa Lackfarbe besprüht. Im Verlauf des Schmelzens lösen sich die Lackpartikel von ihrem Träger und sammeln sich auf dem Boden. Mit dem Verschwinden des Eises bleibt eine flüchtige Spur des Eingriffs zurück.

Die künstlerischen Verfahren von Schirin Kretschmann sind prozesshaft angelegt und basieren auf einfachen, präzisen Setzungen, mit denen sie Raumkonventionen, Nutzungsspuren und Wahrnehmungsmuster befragt. Sie sind auf einen zeitlichen Prozess von Wandlung und Erweiterung ausgelegt, verändern sich in ihren Aggregatzuständen und aktivieren den Raum durch ihre temporäre Präsenz. Materialien begegnet die Künstlerin als Träger kultureller und funktionaler Bedeutung – immer in Beziehung zu ihrer Umgebung.

Die Terrasse am MINSK, auf der BING (ROSE) entsteht, liegt am Brauhausberg, unter dem historische Eiskeller erhalten sind, die früher der Kühlung von Bier dienten. Die Geschichte des Ortes korrespondiert mit der Materialität dieser Arbeit. Während des Schmelzprozesses verflüssigt sich der skulpturale Charakter von BING (ROSE) – und damit der formale Bezug zur Architektur des Ortes. Es entstehen neue, vorübergehende Beziehungen, etwa zwischen der Farbe, dem Bodenbelag und den Materialien des Gebäudes, sodass der schmelzende Eisblock seine Umgebung zu interpretieren scheint, indem er selbst verschwindet.

Hinweis: Die Laufzeit der Ausstellung ist witterungsabhängig.

Porträt Schirin Kretschmann, Foto: Christian Werner

"Mich interessiert, was einen Raum ausmacht – welche sichtbaren und unsichtbaren Strukturen ihn bestimmen und welche Handlungen in ihm eingeschrieben sind. DAS MINSK, in den 1970er-Jahren als Terrassenrestaurant in der DDR errichtet und heute Museum für zeitgenössische Kunst und Kunst aus der DDR, interessiert mich in seiner architektonischen und institutionellen Transformation. Mit der Arbeit konfrontiere ich den aktuellen Zustand mit einer temporären Setzung."

Schirin Kretschmann, 2025

Über Schirin Kreschmann

Schirin Kretschmann (*1980 in Karlsruhe, lebt in Berlin und München) arbeitet situativ und prozesshaft mit Räumen, deren soziale, materielle und visuelle Strukturen sie durch temporäre Markierungen und minimal-invasive Eingriffe sichtbar macht. Ihr Werk nutzt dafür Materialien wie Lederfett, Speiseeis, Pigmente oder gebrauchtes Inventar und reagiert jeweils auf die spezifischen Bedingungen vor Ort. Seit 2020 ist sie Professorin für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München. Ihre Arbeiten wurden regelmäßig im öffentlichen Raum sowie international in zahlreichen Museums- und Galerieausstellungen gezeigt, unter anderem im PEAC Museum in Freiburg (bis 8. Februar 2026), MAC Museo de Arte Contemporáneo, Santiago de Chile (2023), Museum Morsbroich in Leverkusen (2022), Kunsthaus Baselland, Schweiz (2021), Kunsthalle Baden-Baden (2018), Kunstverein Hannover (2017), Museum Vasarely, Budapest (2017), CAPC Coimbra, Portugal (2017), Magazin4 Bregenzer Kunstverein (2016), CAC Centro de Arte Contemporáneo, Quito, Ecuador (2016); Kunstverein Salzburg (2015), Kunstmuseum Stuttgart (2014), Städtische Galerie Nordhorn (2013), Bündner Kunstmuseum Chur (2012).