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Wolfgang Mattheuer  
Maskenmann / Gesichtzeigen

Foto: auf der Terrasse vor dem MINSK steht eine Bronzeskulptur in Lebensgröße. Der aufrechtstehende Mann im Anzug hält mit einer Hand eine Schafsmaske halb vom ernsten Gesicht.

Wolfgang Mattheuer, Installationsansicht der Bronze Maskenmann / Gesichtzeigen, 1981, DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam 2022. Sammlung Hasso Plattner, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022. Foto: Ladislav Zajac

Seit Eröffnung des MINSK Kunsthaus in Potsdam im September 2022 steht die Bronzeplastik Maskenmann / Gesichtzeigen (1981) des Künstlers Wolfgang Mattheuer auf der Terrasse vor dem Eingang des Ausstellungshauses am Brauhausberg. 

Dargestellt ist der Künstler selbst, der sich eine Schafskopfmaske vor das Gesicht hält, sodass es halb verborgen bleibt. Während seine linke Hand die Maske hält, ist die rechte fest zur Faust geballt. Noch hat die Maske eine schützende Funktion, jedoch scheint der Mann im Begriff, sie zu lüften.  

Wolfgang Mattheuer begann 1980 im Garten seines Geburtshauses in Reichenbach an dem Gipsmodell für die überlebensgroße Plastik Maskenmann (1981) zu arbeiten. Bereits im Jahr zuvor hatte er eine erste kleine Gips-Statuette angefertigt, die in die Sammlung von Peter und Irene Ludwig aufgenommen wurde. Seit 1984 befindet sie sich in der Sammlung des Museum Ludwig in Köln. Zunächst hatte der Künstler der Plastik den Titel Maskenmann gegeben. In Erinnerung an die Leipziger Montagsdemonstrationen benannte Wolfgang Mattheuer sie später jedoch um und ergänzte den Titel um den Zusatz Gesichtzeigen.1 

Die Plastik verweise auf die Scharade, zu der viele Bürger:innen im sozialistischen System der DDR gezwungen waren, schrieb Sandra Danicke im Jahr 2017 in der Süddeutschen Zeitung: »Die Maske als solche kenntlich zu machen, war in der ehemaligen DDR durchaus ein gewagter Akt«.2 Die geballte Faust am angespannten linken Arm zeige den erwachenden Widerstand: »gegen seine eigene Furcht, gegen den Zwang, dem er sich bisher unterwarf; Furcht, wovor, Zwang, wodurch? Darüber wird nichts gesagt; alle Furcht, aller Zwang sind gemeint«3, bemerkte Wolfgang Mattheuers Frau Ursula Mattheuer-Neustädt. In einem Gespräch mit der ZEIT aus dem Jahr 1999 konstatierte der Künstler selbst: »Dieser Mann, der seine Maske zur Seite schiebt und offen reden will, das ist doch eigentlich die Situation von 89 gewesen. Immer mehr Menschen sind losgegangen und haben sich gezeigt. Es war eine fantastische, eine großartige Zeit.«4 

2022 erwarb der Museumsgründer und Mäzen Hasso Plattner die Plastik aus dem Nachlass Wolfgang Mattheuers. Platziert auf der Terrasse des MINSK blickt der Maskenmann auf das Stadtpanorama Potsdams – ein Panorama mit DDR-Vergangenheit. In Nachbarschaft zum MINSK im Innenhof des Museums Barberini befindet sich eine weitere wichtige Plastik des Künstlers: der Jahrhundertschritt von 1984. Beide Werke kommentieren die politische Realität in der DDR kritisch. In beiden reflektiert Mattheuer auf dialektische Art seine Gegenwart: Während Maskenmann / Gesichtzeigen Maske und Faust zugleich zeigt, reckt die Figur des Jahrhundertschritts die rechte Hand zum Hitlergruß, während sie die linke zur Faust der kommunistischen Bewegung ballt.    

Es existieren insgesamt sieben Bronzegüsse der Skulptur Maskenmann / Gesichtzeigen (1981). Weitere Exemplare stehen auf dem Marktplatz in Reichenbach/Vogtland; auf der Grabstätte des Künstlers auf dem Leipziger Südfriedhof; im Museum der bildenden Künste in Leipzig; im Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie, Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie und in der Stadt Heilbronn.  

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